Persönliche Glücksmomente beim Deutschen Sportabzeichen

34 Mitarbeiter der Varius-Werkstätten in Grevenbroich sind stolz auf ihren sportlichen Erfolg.

Sport wird in den Grevenbroicher Varius-Werkstätten groß geschrieben. (Foto: Varius-Werkstätten)
Sport wird in den Grevenbroicher Varius-Werkstätten groß geschrieben. (Foto: Varius-Werkstätten)

Sport spielt in den Varius-Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Grevenbroich eine wichtige Rolle. Rund 700 Frauen und Männer arbeiten hier in sechs verschiedenen Betriebsstätten. Zum Berufsalltag gehören auch regelmäßige Sportstunden. Die feierliche Verleihung der Deutschen Sportabzeichen am 25. September war für die 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an diesem Tag ausgezeichnet wurden, etwas ganz Besonderes.

„Sie alle haben es sehr genossen, an diesem Tag im Mittelpunkt zu stehen. Extra wegen ihnen war eine Delegation des Stadtsportbundes Grevenbroich zu uns in die Werkstätten gekommen und auch unser Geschäftsführer, Wilfried Moll, war da, um ihnen persönlich zu gratulieren. Es gab Kaffee und Kuchen und alles hatte einen sehr feierlichen Rahmen", beschreibt Birgit Zander die Veranstaltung. Die diplomierte Sportlehrerin arbeitet seit 28 Jahren bei den Varius-Werkstätten und ist für das Sportangebot und andere arbeitsbegleitende Maßnahmen verantwortlich. Bei den Sportkursen wird sie von einem Sportassistenten unterstützt.

„Wir bieten ganz unterschiedliche Sportstunden an. Das reicht von ‚Sport und Spiel‘ über Schwimmen bis hin zu Wirbelsäulengymnastik und Selbstbehauptungstraining. Dazu gibt es noch verschiedene Sport-AGs am Nachmittag, wie Fußball, Badminton, Basketball oder Hockey", sagt Birgit Zander.

Auf vielen Wegen zum Deutschen Sportabzeichen

Auf das Deutsche Sportabzeichen sind sie und ihre Kollegen über mehrere Netzwerke aufmerksam geworden. Zum einen nehmen Mitarbeiter der Varius-Werkstätten mit geistiger Behinderung regelmäßig an den Special Olympics teil und trainieren deshalb auch gezielt Leichtathletikdisziplinen. Zum anderen gibt es einen Lauftreff der Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstelle der Lebenshilfe Rhein-Kreis Neuss, sodass Mitarbeiter schon an verschiedenen Cityläufen und anderen inklusiven Laufveranstaltungen teilgenommen haben.

Der Geschäftsführer der Varius-Werkstätten, Wilfried Moll, war vor einigen Jahren Schirmherr des Sportabzeichen-Tages in Grevenbroich. Schon damals hatte sich eine kleine Gruppe von Mitarbeitern der Varius-Werkstätten am Deutschen Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung versucht, aber damals – vor der Reform des Deutschen Sportabzeichens – waren die Anforderungen für viele mit geistiger Behinderung noch zu hoch, so Birgit Zander. Auch dieses Jahr hatte der Stadtsportbund Grevenbroich angefragt, ob die Varius-Werkstätten Interesse hätten, beim Sportabzeichen-Tag dabei zu sein.

Sportlehrerin Birgit Zander startete eine Rundfrage und fand insgesamt 34 Frauen und Männer mit Behinderung, die beim Deutschen Sportabzeichen am 9. September ziemlich optimistisch an den Start gingen. Vorher gab es drei gemeinsame Trainingstermine.

Tolle Stimmung im Schlossstadion

„Alle haben hoch motiviert für das Deutsche Sportabtzeichen trainiert. Was sie besonders begeistert hat, war, sich gezielt auf einen Tag, auf eine bestimmte Veranstaltung vorzubereiten", fasst Sportlehrerin Birgit Zander zusammen. Sie und ihr Kollege ließen sich im Vorfeld als Sportabzeichen-Prüfer für Menschen mit Behinderung qualifizieren.

Am Sportabzeichen-Tag waren in Grevenbroich viele Teilnehmer mit und ohne Behinderung aktiv dabei. Die 34 Frauen und Männer der Varius-Werkstätten brachten sogar einen eigenen Fanclub mit: Viele Eltern und Familien kamen ins Schlossstadion Grevenbroich, um die Sportlerinnen und Sportler mit Handicap anzufeuern und waren sichtlich stolz auf ihre Kinder.

„Das war schon eine schöne Stimmung. Am Ende flossen sogar Glückstränen!", erinnert sich Birgit Zander und denkt dabei an Marcella Esser, die geistig behindert und blind ist und sich beim Sport eigentlich auf das Schwimmen konzentriert. Sie trat beim Deutschen Sportabzeichen zum ersten Mal im 50-Meter-Lauf an und wusste gar nicht so genau, was auf sie zukommt. Im Ziel war sie dann so überwältigt vom eigenen Erfolg und dem Gefühl, die Herausforderung angenommen zu haben, dass die Tränen flossen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das schaffe", erinnert sich Marcelle Esser bei der Sportabzeichen-Feier.

Auch Birgit Zander selbst wollte am 9. September das Deutsche Sportabzeichen machen, hatte dafür aber am Ende leider keine Zeit. Mit den Aufgaben als Betreuerin, Begleiterin und Sportabzeichen-Prüferin war sie komplett ausgelastet, genauso ging es ihrem Kollegen.

Inklusion ausbauen

Für nächstes Jahr hofft Birgit Zander auf einen Sportabzeichen-Tag mit noch mehr Inklusion. Sie selbst macht weiter kräftig Werbung dafür und knüpft auch schon Kontakte.

Bei der Verleihung der Deutschen Sportabzeichen in den Varius-Werkstätten hatte ein Mitarbeiter von Hydro Aluminium Grevenbroich vorgeschlagen, dass seine Kollegen gemeinsam mit den Mitarbeitern der Varius-Werkstätten trainieren könnten. So könnten 2019 beim Deutschen Sportabzeichen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam in Buddy-Teams antreten.

(Quelle: wirkhaus.berlin)


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