Sportabzeichen für den guten Vorsatz

Betriebssportgruppen sind überall im Land auch beim Deutschen Sportabzeichen sehr aktiv. Wie ideenreich Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bisweilen in Bewegung bringen, aber auch, dass noch Luft nach oben ist, zeigt ein Beispiel aus Hamburg.

Messlatten und große Sprünge ....
Messlatten und große Sprünge ....

Das kennt doch jeder. Erst kommen die Plätzchen, Baumkuchen, Adventskaffee. Dann die Gans, Kartoffelsalat und Würstchen. Dann geht es zu Oma, Bunter Teller, und nach den Festtagen steht der Jahreswechsel an. Prost! Anstoßen, davor Käsefondue und im Laufe des Abends Kartoffelchips und Erdnussflips. Gibt’s noch was zu trinken? Nein, die Vorweihnachtszeit, die Tage ‚zwischen den Jahren’ und schließlich der ‚gute Rutsch’ sind eher nichts für die körperliche Fitness. Irgendwie muss man danach wieder in die Gänge kommen.

Aber wie? Sönke Banck, Mitarbeiter der ERGO Group am Standort Hamburg, hat da eine prima Idee: Das Deutsche Sportabzeichen! „Wir bieten schon zum dritten Mal im Januar die Möglichkeit an, das Sportabzeichen zu machen“, erzählt Banck, „wir nennen das „Sportabzeichen für den guten Vorsatz“. Und gute Vorsätze, die fassen wir doch alle zum neuen Jahr – gesünderes Leben und mehr sportliche Aktivität zählt meist auch dazu. Banck und die Hamburger Betriebssportgruppe von ERGO (ERGO sports Hamburg) haben da eine tolle Möglichkeit gefunden, diese Vorsätze gleich in die Tat umzusetzen.

Nun finden sie dort natürlich ideale Voraussetzungen vor, wie sie so oft nicht existieren. Beim Bau der Hauptverwaltung der ehemaligen Hamburg-Mannheimer-Versicherung Anfang der 70er Jahre wurden beeindruckende Sportmöglichkeiten für die Mitarbeiter mitbedacht. So finden sich in dem Gebäude auch heute noch ein Schwimmbecken mit 20-Meter-Bahn, eine Sporthalle mit Basketballfeld-Größe aber auch ein Fitnessgym und eine denkmalgeschützte Kegelbahn. „Wir können deshalb tatsächlich das Sportabzeichen drinnen auf den eigenen Anlagen abnehmen“, erzählt Banck, der seit über vier Jahren die Leichtathletik-Sparte leitet. Ehrenamtlich natürlich.

Über 100 Mitglieder zählt die Leichtathletiksparte. „Das Sportabzeichen kann bei uns aber jeder aus dem Betrieb machen, auch die Kinder von Mitarbeitern zum Beispiel“, sagt Banck. 162 Absolventen des Sportabzeichens haben sich bei ERGO bis Ende Oktober im Jahr 2018 gemeldet. Einsamer Spitzenreiter ist der längst pensionierte Dieter Ude, Jahrgang 1940: Er hat in diesem Jahr bereits zum 56. Mal erfolgreich die geforderten Leistungen für das Sportabzeichen abgelegt. Eine großartige Leistung.

Ab April geht es meist raus, ins Freie. Wenn das Wetter es zulässt. In der Nähe des großen Verwaltungsgebäudes, in dem etwa 2.400 Menschen arbeiten, befindet sich im Hamburger Stadtpark die Jahnkampfbahn – eine erstklassige städtische Sportanlage, auf der die Gruppe regelmäßig trainiert. Und eben auch das Sportabzeichen abnimmt. Zehn Prüfer hat Banck in seiner Gruppe. „Das ist super, dadurch können wir an den einzelnen Stationen Prüfer stellen und die Sportler können von Disziplin zu Disziplin gehen.“ Zehn Abnahmetermine über das Jahr gibt es – neben den „guten Vorsätzen“. Die ERGO Gruppe tritt aber auch bei der Hamburgiade, einem gigantischen Betriebssportfest in der Hansestadt, auf. Und die Mitarbeiter helfen beim jährlichen Inklusionssportfest des Hamburger Sportbundes, auf dem ‚Jedermann’ und ‚Jedefrau’ eingeladen sind, sich sportlich zu betätigen. „Wir stellen dann unser Banner auf, die Prüfer tragen einheitliche T-Shirts“, erzählt Banck, „wir möchten schon als ERGO Sportgruppe wahrgenommen werden.“

Denn das haben er und seine Mitstreiter eben auch festgestellt: Sport verbindet. Auch in solch einem großen Betrieb. Soziale Interaktion, Freundschaften über den Schreibtisch hinaus – all das gibt es. All das erhöht auch die Identifikation mit dem Unternehmen und damit am Ende die Produktivität. Betriebssportgruppen sind tatsächlich überall im Land auch beim Sportabzeichen sehr aktiv. Dass es offensichtlich seit einigen Jahren einen Trend bei immer mehr Konzernen gibt, Betriebssport immer weniger zu unterstützen oder gar ganz abzuschaffen, verstehen viele Sportler nicht.

„Ich finde allerdings, dass bei uns auch noch mehr Kollegen aktiv  Sport machen könnten“, sagt Sönke Banck. Das Prüferteam hat sich deshalb zahlreiche Aktionen ausgedacht. Den „Sportabzeichen-Mannschaftscup“ zum Beispiel: Fünf Personen aus einer Abteilung melden sich als Team zur Sportabzeichen-Abnahme an. Da wetteifern dann die Mathematiker gegen die KFZ-Versicherer oder die Schadensregulierung. Das Siegerteam bekommt ein gemeinsames Frühstück spendiert. Eine nette Idee. Und es gibt noch mehr: „Ich denke daran, eine extra Gruppe für Übergewichtige einzurichten, das nimmt eventuell vorhandene Schwellenängste“, meint der umtriebige Sportfunktionär, „bei den Azubis machen wir ebenfalls verstärkt Werbung, die jungen Leute sind leider schwer zu begeistern“. Auch bei den Frauen gibt es noch ein Missverhältnis, nur 36 Prozent der Sportabzeichen-Prüflinge sind weiblich.

Aber da könnte sich durchaus noch etwas tun. An guten Ideen fehlt es der Betriebssportgruppe bei der ERGO in Hamburg nicht. Und „gute Vorsätze“ haben sie reichlich.

(Quelle: Andreas Hardt, Medienmannschaft)


  • Messlatten und große Sprünge ....
    ERGO 1
  • ... meistern die sportlich ambitionierten Mitarbeiter der ERGO (Fotos: ERGO)
    ERGO 2