Von Italien über Paraguay bis Australien

Das Deutsche Sportabzeichen im Ausland wird jedes Jahr etwa 10.000 Mal abgelegt. Ein gutes Stück Deutschland in vielen Teilen der Welt.

Urkundenverleihung an der Goethe Schule in Asunción, Paraguay. Foto: Privat/Goethe Schule Asunción
Urkundenverleihung an der Goethe Schule in Asunción, Paraguay. Foto: Privat/Goethe Schule Asunción

Die Liste, die Norbert Zippel später schickt, ist ziemlich lang – 32 Posten. Es beginnt mit „I“ wie Italien, und es endet mit „S“ wir Schweiz. Bei Italien ist man dann auch schon mitten drin im Thema, denn unser liebstes Urlaubsland ist bestes Beispiel dafür, wie gut der deutsche Export funktionieren kann: 2709 Personen legten dort 2017 das Deutsche Sportabzeichen ab. Das ist der Spitzenplatz. Für Norbert Zippel ist Italiens Rang eins ganz eng mit einem Namen verbunden – Frank Schnappenberger. Der über 80 Jahre alte Südtiroler ist ein begeisterter Prüfer und mittlerweile sogar Träger des italienischen Verdienstordens. „Es gibt Menschen im Ausland, die kümmern sich seit Jahrzehnten darum, dass in ihren Ländern Sportlerinnen und Sportler, Mädchen und Jungen das Deutsche Sportabzeichen ablegen können“, sagt Zippel, der beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) unter anderem für die Prüfungen zum Deutschen Sportabzeichen im Ausland zuständig ist. „Frank Schnappenberger ist ein besonders gutes Beispiel dafür. Er ist im Dienste des Sportabzeichens von Südtirol bis Sizilien unterwegs“, erzählt Zippel „und er weiß, wie er Kinder und Erwachsene anleiten und motivieren muss, damit sie mit Spaß das Sportabzeichen schaffen.“ Gerade beim italienischen Militär sei der deutsche Sport-Orden beliebt, weil man ihn an der Uniform tragen dürfe – und weil er natürlich Auskunft über einen gewissen Fitness-Stand gibt.

Mehr als 10.000 Personen haben 2017 das Sportabzeichen im Ausland abgelegt, etwa doppelt so viele Jugendliche wie Erwachsene, mehr Mädchen als Jungen, aber deutlich mehr Männer als Frauen. Die Zahlen sind über die Jahre ziemlich stabil. Brasilien, Argentinien und Chile sind „starke“ Länder, was die Geprüften angeht – dort gibt es große deutsche Kolonien. Für viele dort sei das Ablegen des Sportabzeichens ein gutes Stück Heimat, erzählt Zippel: „Das ist etwas, was sie an zuhause erinnert.“ Die Leistungstabellen sind übrigens für alle die gleichen wie in Deutschland.

Norbert Zippel freut sich immer, wenn sportaffine Lehrkräfte bei ihren zeitlich begrenzten Aufenthalten an Deutschen Auslandsschulen das Sportabzeichen in den Unterricht integrieren. Das gibt es zum Beispiel in China, Thailand oder Südafrika. Für diese Lehrer können problemlos Prüferausweise ausgestellt werden. Da man aber nicht verlangen kann, dass Prüfer aus fernen Ländern wie zum Beispiel USA, Nigeria, Bolivien oder Australien Prüferlehrgänge in Deutschland besuchen, muss er anhand des Mailverkehrs die Eignung als Prüfer einschätzen. Hier ist eine sportliche Ausbildung als Lehrer oder Trainer eine Grundvoraussetzung. Norbert Zippel ist anzumerken, dass er sich freut, wenn er weiße Flecken auf der Landkarte tilgen kann.

Ein Sonderfall ist übrigens Österreich. Dort gibt es das Österreichische Sport- und Turnabzeichen (ÖSTA) mit ähnlichen Leistungstabellen wie beim Sportabzeichen. Nach Absprache der zwei Dachverbände, DOSB und ÖSTA, können Prüfer aus dem jeweiligen Land auch das Abzeichen des anderen Landes abnehmen.

Schwierig wird es immer, wenn sich in einem großen Land jemand für das Sportabzeichen interessiert, zum Beispiel in Kalifornien, der Prüfer aber ganz wo anders sitzt, etwa in South Carolina. Dann wird es leider nichts mit dem Sportabzeichen. Auch bei den übersetzten Leistungstabellen gibt es kuriose Situationen – was heißt Schleuderball auf Portugiesisch? Und gibt es überhaupt Schleuderbälle in Portugal? Gewiss gab es keine Medizinbälle in Brasilien und auch keine Schlagbälle in Namibia – Norbert Zippel hat sie kurzerhand hingeschickt. Wie auch die Urkunden und Abzeichen im Ausland ankommen müssen, nachdem die Prüfungen abgelegt sind, was bisher immer geklappt habe, sagt Zippel. Lieber ist ihm jedoch, wenn ein Reisender aus Deutschland die Unterlagen mitnimmt.

Um alles kümmern kann sich der Mann fürs Auslands-Abzeichen aber natürlich auch nicht. Da Schwimmen obligatorisch für das Ablegen des Sportabzeichens ist, sind Länder ohne genügend Schwimmbäder oder Schwimm-Möglichkeiten unterrepräsentiert, zumal Kinder und auch Erwachsene dort dann ohnehin meist nicht schwimmen können. Zippel denkt an Afrika.

Vieles, ja fast alles hängt an einzelnen Personen – den Prüfern. Norbert Zippel freut sich immer, wenn junge Prüferinnen und Prüfer nachwachsen oder es Prüferteams aus zwei, drei Personen gibt, Stichwort Nachhaltigkeit. „Es ist schwer, alles im Alleingang zu machen“, sagt er, und erinnert nochmal daran, dass es sich um ein reines Ehrenamt handele.

Gern hätte Norbert Zippel mehr als die 165 Prüfungen, die 2017 in den USA abgelegt worden sind. Ein großes, sportbegeistertes Land, aber auch eines ohne hiesige Vereinsstrukturen. „Wir haben immer wieder Anfragen aus den USA, England und auch anderen Ländern, in denen wir leider keine oder nur wenige Prüfer zur Verfügung haben“, sagt er. In diesen Fällen ist das Ablegen des Sportabzeichens leider nicht möglich.

(Quelle: Frank Heike)


  • Urkundenverleihung an der Goethe Schule in Asunción, Paraguay. Foto: Privat/Goethe Schule Asunción
    Urkundenverleihung Paraguay
  • Gruppenfoto der erfolgreichen Absolventen. Foto: Privat/Goethe Schule Asunción
    Gruppenfoto Paraguay